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Pressetext :::: Januar 2025  

Es ist nicht ganz klar, wer wen wiedergefunden hat: Kai Schmerschneider die Musik oder sie ihn. Tatsache ist: Sie gehen wieder Hand in Hand.

Die Neustadt ist es seit seiner Jugend geblieben. Hier landete Kai Schmerschneider aus der Nähe Senftenberg kommend als junger Erwachsener an, allein in einem Mansardenzimmer auf der Louisenstraße. In den rauen, hoffnungsvollen Zuständen zwischen Verwahrlosung und Gestaltungswillen, denen das Viertel heute noch seinen Ruf dankt.

Heute lebt Kai Schmerschneider mit seiner Familie in der Baugemeinschaft b33. Mit schwungvoller Schrift, erzählt er, hat hier seine Frau einen seiner Liedtexte an die schwarze Schieferwand geschrieben. „Dann blieben drei Kinder davor stehen und haben das aufmerksam gelesen. Ein zauberhafter Moment.“

Von und mit der Gitarre sozialisiert, sieht sich der Religionspädagoge als Kind der DDR-Friedensbewegung. Geboren 1962, fand er früh Begegnung und Ausdruck in der evangelischen Jugend. Das Gitarrespiel brachte er sich autodidaktisch bei, auf einem viel zu häufig ungestimmten Instrument, gekauft im Musikhaus Meinel, wie er sich erinnert. So entstand seine „Liebe zum Lied“. Seine Vorbilder? Natürlich Gerhard Schöne, Biermann, Bettina Wegner. Stolz war er auf seine erste Platte von Konstantin Wecker.

Verloren sein und gefunden werden. „Mit der Jugendkirche verbinde ich Vertrautheit, intensive Begegnungen, Kreativität“, sagt er. Hier seien Freiräume entstanden, die sich zur Entfaltung eigneten. Und für Fragen. „Warum glaubt jemand, was er glaubt?“ Ein Stück Transzdendenz schlummere in allen, ist Schmerschneider überzeugt. Die Musik sei ein Weg, damit in Berührung zu kommen. Seine erste CD trägt den Titel „Findelkinder“: „Vielleicht sind wir alle Findelkinder. In eine Welt gelegt, um von anderen entdeckt zu werden.“
Fast zwanzig Jahre ließ Kai Schmerschneider die Musik ruhen. Mit 40 schlug er einen neuen Weg ein, wandte sich Yoga und Zen-Meditation zu und entdeckte das Musizieren als spirituelle Heimat neu, als Art und Weise sich „sprachfähig zu machen“. Der Neustart fiel genau in die Corona-Zeit, doch er hielt durch. Seine Auftritte finden in Gemeinden statt, auf Tagungen, Festen. Dem Lampenfieber stellt er sich gern. „Ich brauche die Resonanz, die Blickkontakte.“

Nun stellt Schmerschneider sein neues Programm mit dem Titel „Welch ein Glück“ vor. Seine Texte beschreibt er als schlicht, mit philosophischem Tiefgang. „Mit dem Alter wächst meine Naivität“ – eine Qualität, die wohl wenige für sich beanspruchen können.
Philine Schlick, Neustadtgeflüster Januar 2025


Liedtexte                                                                                                                                                                                                                                                                                                           
(Alle Rechte der abgedruckten Liedtexte liegen beim Autor.)

Vom täglichen Frieden

Du kannst mit anderen essen
als Gast an einem runden Tisch
und für die Gaumenfreude danken,
für Brot und Wein und für den Fisch.

Rfr.: Es wird in dieser Weise `ne Menge auch geschehn,
denn immer wieder haben Menschen doch Ideen.
Sie glauben, lieben, hoffen, jenseits von Politik,
und brennen für den Frieden. Das ist ein großes Glück.

Du kannst mit anderen singen,
ein Mantra und auch ein` Choral
und fremden Liedern einfach lauschen,
als wär das Fremde ganz normal.

Du kannst mit anderen bauen
ein Haus aus Lehm und Holz und Stein,
mit Fenstern, die zum Himmel reichen,
und dann mit andern glücklich sein.

Du kannst mit anderen schweigen
und spüren, dass der Atem trägt,
er Menschen auf der ganzen Erde
beschenkt und wundervoll bewegt.

Refrain: Es wird in dieser Weise `ne Menge auch geschehn,
denn immer wieder haben Menschen doch Ideen.
Sie glauben an den Frieden, ja, auch in Pakistan,
in Jemen, Ghana, Schweden, ich glaub, auch im Iran.

Kai Schmerschneider 12/2022

Konzert im Pfarrgarten Brockwitz 2023



Sei mir ein Lied

Sei mir ein Lied, sei mir ein Lied,
ein Lied aus warmen Tönen.
So kannst du mich, so kannst du mich
Im rauen Dezember verwöhnen.

Sei mir ein Lied, sei mir ein Lied,
ein Lied aus dünnen Seiten.
So kannst du mich, so kannst du mich
die Tage besonnen begleiten.

Sei mir ein Lied, sei mir ein Lied,
ein Lied aus fremden Sphären,
so kannst du mich, so kannst du mich
mit allerlei Reichtum bescheren.

Sei mir ein Lied, sei mir ein Lied,
ein Lied aus leeren Zeilen,
so kann ich nun, so kann ich nun
gelassen im Schweigen verweilen.

Kai Schmerschneider 10/2021



Ich muss mein Herz umarmen

Ich muss mein Herz umarmen,
es ist nun an der Zeit,
ich hab es oft vergessen,
es tut mir wirklich leid.

Ich werde es verwöhnen,
liebkosen wie ein Kind,
dann wird es sich erholen,
so alle Angst verrinnt.

Doch wie kann ich es tun,
ja einfach zärtlich sein?
Ich glaub, da fällt mir nun
`ne Menge dazu ein.

Ich gehe durch den Garten
mit größter Langsamkeit.
Die Stille wird mich führen
mit viel Besonnenheit.

Mit Vögeln werd ich singen
ein warmes, leichtes Lied,
dann einfach nur abwarten,
was weiterhin geschieht.

Ich schmieg dann beide Hände
an meine nackte  Brust
und kann dann wieder hören
mein Herz mit seiner Lust.

Dann lieg ich auf der Wiese
und schau ins Himmelszelt,
so wird mein Herz sich freuen,
uns beiden das gefällt.

Ich muss mein Herz umarmen,
es ist nun an der Zeit,
ich hab es oft vergessen,
es tut mir wirklich leid.

Ich muss mein Herz umarmen,
so ist es nicht allein,
wir können doch für viele
ein Friedensbote sein.

Du kannst dein Herz umarmen,
lass dich auf dein Herz ein,
so könnt auch ihr gemeinsam
ein Friedenbote sein.
Melodie --- „Kleine weiße Friedenstaube“

10/2022 Kai Schmerschneider

Es ist doch jede Nacht eine Heilige Nacht

Refrain: Es ist doch jede Nacht eine heilige Nacht,
auch ohne Lied im Kerzenschein,
denn wenn ein Kind geboren wird,
kann es doch nur ein Wunder sein.

Da wird ein Kind in Moskau geboren
und eins in Crimmitschau,
auch wieder eins in Santiago
und sicher auch in Lichtenau.

Auch in der fernen Wüste
erblickt ein Kind das Licht der Welt
und mittendrin in Sao Paulo,
auch irgendwo in Ludwigsfeld.

Drum ist der Wunsch in allen Nächten
nach Liebe und nach Achtsamkeit.
Das Leben einfach leis berühren
und das zu jeder Zeit.

Refrain: Es ist doch jede Nacht eine heilige Nacht,
auch ohne Lied im Kerzenschein,
denn wenn ein Kind geboren wird,
kann es doch nur ein Wunder sein.

Kai Schmerschneider